Wenn du schon den ersten Teil „Die Objektiv Blende erklärt : Teil 1 – Das Licht“ gelesen hast, weist du ja jetzt schon das die Blende die Lichtmenge steuert. Aber sie steuert eben nicht nur die Menge an einfallendem Licht, sondern auch die sogenannte Tiefenschärfe. Was das ist und wie du sie beherrschen kannst erfährt du in diesem Artikel.
Was ist eigentlich diese Tiefenschärfe ?
Bei der Tiefenschärfe handelt es sich um die Reichweite des scharfen Bereichs innerhalb eines Fotos. Das Wort Tiefenschärfe bildet sich aus „Tiefe“ und „Schärfe“. Wenn man bei Fotos von Tiefe spricht, meint man einfach gesagt den Hintergrund eines Bildes, also alles was hinter dem eigentlichen Motiv liegt. Die „Schärfe“ bestimmt dann, wie scharf dieser Hintergrund ist. Mit einer hohen Tiefenschärfe ist gemeint, dass nicht nur das Motiv im Vordergrund, sondern auch der Hintergrund scharf ist. Eine geringe Tiefenschärfe wiederum beutet einen verschwommenen Hintergrund.
Tiefenschärfe verstehen lernen
Wie du mit Hilfe der Blende den Tiefenschärfebereich veränderst, lässt sich am besten am folgenden Bild erklären :
Bei allen drei Fotos wurde auf das Männchen links im Bild scharf gestellt. Die Männchen stehen alle versetzt hintereinander. Wie du im ersten Foto erkennen kannst, ist bei Blende f1,8 nur das Männchen selbst scharf und der Hintergrund ( die anderen Männchen ) sind unscharf. Im zweiten Foto bei Blende f5,6 ist auch das dahinter stehende Männchen ebenfalls scharf. Und im dritten Foto bei Blende f11 sind alle drei scharf abgebildet.
Um das ganze noch besser zu verstehen, gucken wir uns den Aufbau jetzt noch mal von oben aus der Vogelperspektive an.
Wie man in der Ansicht von Oben sehen kann, wird der Schärfebereich nach Hinten immer größer, umso weiter man die Blende schließt.
Zum abschliessenden Verständnis jetzt nochmal im Außeneinsatz von der Seite aus gesehen. Stell dir vor du Fotografierst im Gebirge. Und stellst auf eine Blume scharf die nur wenige Meter von dir entfernt steht.
Bei Blende f1,8 ist nun nur die Blume selber Scharf abgebildet. Bei Blende f5,6 vielleicht auch noch der Baum direkt dahinter. Und bei Blende f11 sogar schon fast der komplette Hintergrund (die Landschaft e.t.c).
Der Abstand zum Motiv ist auch entscheidend
Je näher die Kamera deinem Motiv ist, desto geringer ist die Tiefenschärfe. Nimmt man als Beispiel ein Porträt, geht man generell sehr nah an sein Motiv heran. Auf diese Weise ist es relativ einfach, eine geringe Tiefenschärfe zu erreichen. Im Gegensatz dazu wird der Hintergrund mit großer Entfernung schärfer, wie wir das beim fotografieren von weitflächigen Landschaften sehen. Dazu folgende Grafik :
Auf einer Entfernung von 1 Meter führt eine Blende von f5,6 zu einer geringen Tiefenschärfe und einem verschwommenen Hintergrund. Die selbe f5,6 Blende führt bei einer Entfernung von einem halben Kilometer zu einer vergleichsweise umfangreichen Tiefenschärfe.
Tiefenschärfe in der Praxis
Wie erhalte ich eine große Tiefenschärfe ( Scharfer Hintergrund )
- Kleine Blendenöffnung ( große Blendenzahl )
- Weitwinkelobjektiv
- Größerer Aufnahmeabstand
- Ein kleineres Aufnahmformat ( kleiner Sensor oder Film )
Eine große Tiefenschärfe benötigt man z.b. bei der Landschaftsfotografie. Dort möchte man in der Regel die komplette Landschaft zeigen und scharf abbilden.
Du siehst, wie alles im Bild scharf abgebildet wurde. Das hilft dabei, deinen Blick über die Szene hinweg zu lenken: Von den Gräsern im Vordergrund zu den Bäumen in der Mitte, bis schließlich hin zu den Hügeln und Wolken im Hintergrund. Eine weitreichende Tiefenschärfe regt so den Betrachter dazu an, den Blick in weiten Bahnen über das Bild schweifen zu lassen. So kann der Betrachter alles von der Landschaft in sich aufnehmen, was es zu sehen gibt.
Wie erhalte ich eine kleine Tiefenschärfe ( Verschwommener Hintergrund )
- Große Blendenöffnung ( kleine Blendenzahl )
- Teleobjektiv
- Kleiner Aufnahmeabstand
- Großes Aufnahmeformat ( großer Sensor oder Film )
Eine kleine Tiefenschärfe ist z.b. in der Portraitfotografie von Vorteil. Dort kann man sie nutzen um das Motiv (die Person) vom Hintergrund abzuheben. Der Betrachter des Fotos wird dann nicht vom Hintergrund abgelenkt und richtet seinen Blick mehr auf das Motiv. Ein netter Nebeneffekt ist das so ein weicher Hintergrund sehr schön aussieht.
Wie du siehst hebt sich das Motiv (die Person) so stark vom Hintergrund ab, das man ganz automatisch auf die Person guckt. Der Blick wird gerade zu gelenkt. Trotzdem ist der Hintergrund noch erkennbar. Und auch wenn der Blick auf das Motiv im Vordergrund gelenkt wird, kann der Betrachter noch erkennen wo das Foto entstanden ist.
Tiefenschärfe oder Schärfentiefe ?
Heißt es nun Tiefenschärfe oder Schärfentiefe? Diese Frage stellen sich wahrscheinlich viele angehende Fotografen immer wieder. Die Antwort ist ganz einfach. Beides ist richtig, denn Tiefenschärfe ist gemäß Wikipedia einfach ein Synonym für Schärfentiefe. Es spielt also keine Rolle, ob du nun von Schärfentiefe oder Tiefenschärfe sprichst. Jeder Fotograf wird Wissen was du meinst.
Was du dir merken solltest
- Umso kleiner die Blendenöffnung (große Blendenzahl), desto größer die Tiefenschärfe.
- Umso größer der Sensor deiner Kamera ist, desto kleiner wird relativ betrachtet auch die Tiefenschärfe
- Umso länger die Brennweite (Zoom), desto kleiner die Tiefenschärfe.
- Umso weiter das Motiv (bzw. der Fokuspunkt) von der Kamera entfernt ist, desto mehr Tiefenschärfe.
Wie du deine Fotos letztendlich machen möchtest, bleibt ganz dir überlassen. Diese Informationen sollen dir nur helfen deine Kamera besser zu kontrollieren und dir einen Weg aufzeigen wie du gezielter an das gewünschte Ergebnis kommen kannst.